Frankreich – Frauenbewegung – Schreiben – Berlin
Frankreich
Wie ist sie zu erklären, meine Liebe zu Frankreich? Vielleicht damit, dass wir Ende der Fünfziger nach Saarbrücken gezogen sind. In dem zuvor französisch besetzten Saargebiet war es nach Frankreich nur ein Katzensprung. Ich hörte mit Vorliebe „Salut les copains“ auf dem französischsprachigen Radiosender „Europe 1“. Obwohl ich die Texte nicht alle verstanden habe, waren mir bald französische Popstars wie Sylvie Vartan und Jonny Holliday weit mehr vertraut als deutsche. Als ich einen Sprachkurs in Dijon besuchte, wäre ich am liebsten dort geblieben, auch deswegen, weil ich mich verliebt hatte. Doch die Eltern haben mich natürlich gleich zurück geholt.
Viele Jahre später dann Paris. Wieder war es die Liebe, die mich hängenbleiben ließ. Diesmal bin ich aus eigenen Stücken nach Deutschland zurückgekehrt. Aber Paris ist für mich bis heute eine Stadt großer geheimnisumwitterter Versprechungen geblieben. Vielleicht auch deswegen, weil sich in ihr die Spuren einer Verwandten verloren haben, die vor gut hundert Jahren dort gelebt haben soll. Aus der Spurensuche habe ich letztlich einen Roman gemacht.
Und Nancy? Das ist eine Stadt, die mir deshalb ans Herz gewachsen ist, weil ich dort für die Dauer eines Aufbaustudiums eine sehr anregende und bereichernde Zeit erlebt habe. Ich bedaure es sehr, dass ich aus zeitlichen Gründen nicht öfter hinfahren kann. Die Zugverbindungen mit Karlsruhes Partnerstadt lassen sehr zu wünschen übrig. Das Gleiche gilt für Straßburg, oder andere Städte im grenznahen Raum.
Frauenbewegung
Sie hängt ja eng mit der 68-Bewegung zusammen. Natürlich war das ein politischer Prozess, der viele mitgerissen hat. Mich allerdings weniger, obwohl ich Anfang der Siebziger nach Berlin gezogen bin. Als „typisches Mädchen“ habe ich immer daneben gestanden; ich war schüchtern, unentschlossen und trotzdem nicht bereit, das Weibliche in mir aufzugeben. Es war für mich keine leichte Zeit, dennoch habe ich insgesamt gesehen davon auch sehr profitiert. Das Eis war aber immer sehr dünn, auf dem ich mich bewegte.
Das Schreiben
Es erschien mir immer als rettender Anker, als eine Möglichkeit, wenigstens etwas Klarheit in mein chaotisches Leben zu bringen. In einer der Schreibgruppen, die unter dem Motto ‚Schreib das auf, Frau‘ von Ingeborg Drewitz initiiert worden waren, habe ich meine ersten Anfänge gemacht, damals im Labrys Frauenbuchladen in der Yorkstraße. Es war ein ziemliches Tasten im Dunkeln. Spaß hat das Schreiben noch lange nicht gemacht. Es war mühsam, aber lebenswichtig für mich.
Berlin
Insgesamt habe ich 30 Jahre in Berlin gelebt. 30 Jahre, die mir im Rückblick vorkommen wie ein schier endloses Provisorium in einer riesengroßen Stadt. Was habe ich nicht alles dort gemacht: zweiter Bildungsweg, Studium, Heirat und Scheidung, immer wieder die Suche nach einer Lebensgrundlage. Das Schreiben hat mir geholfen, nicht unterzugehen, und es hat mich immer begleitet, auch in den Zeiten, als ich mich auf Prüfungen vorbereiten und gleichzeitig jobben musste. In der Neuen Gesellschaft für Literatur konnte ich durch meine Tätigkeit im Kulturmanagement den Brotberuf entschieden mehr in die Nähe des Schreibens bringen. Zusammen mit zwei Kolleginnen habe ich eine Anthologie herausgegeben, in der ausländische und deutsche Autoren ihre Eindrücke schildern vom Leben und Arbeiten im damaligen Berlin.
Dank eines fünfmonatigen Stipendiums im Alfred-Döblin-Haus in Wewelsfleth habe ich erfahren, wie es ist, mich ausschließlich auf das eigene Schreiben konzentrieren zu können. Aber erst nachdem ich Berlin endgültig den Rücken gekehrt hatte, ist es mir geglückt, an dem einst begonnenen Roman kontinuierlich weiterzuarbeiten. In der Zwischenzeit habe ich natürlich auch einige andere Texte veröffentlicht. Im Mai 2014 erscheint mein erster Roman „Die Schattenfrau“.